Kombi statt Campingplatz: Darf man im Auto übernachten? © iStock.com/Dima Berlin

22. Juni 2022, 10:30 Uhr

Darf ich eigentlich? Kombi statt Cam­ping­platz: Darf man im Auto übernachten?

Auf einer längeren Reise einfach rechts ranfahren und im eigenen Auto übernachten, statt ein Hotelzimmer zu nehmen – ist das erlaubt oder verboten? Wie die Rechtslage in Deutschland und in einigen europäischen Nachbarländern aussieht, erfährst du hier.

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Darf ich im Auto schlafen? Es kommt darauf an, wo es steht

Grundsätzlich ist es in Deutschland erlaubt, im Auto zu übernachten. Wenn die Müdigkeit zu groß und das Ziel noch zu weit entfernt ist, kannst du unterwegs anhalten und ein paar Stunden im Auto schlafen, bis du dich wieder fit fühlst und weiterfahren kannst. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) verbietet das nicht. Du handelst sogar verantwortlich, wenn du eine Pause einlegst, bevor es zum gefährlichen Sekundenschlaf am Steuer kommt.

Allerdings kommt es darauf an, wo du dein Auto parkst, bevor du dich darin zur Ruhe begibst. Die Grundregeln:

  • Nicht ohne Erlaubnis auf fremden Pri­vat­grund­stü­cken über­nach­ten.
  • Nicht in Hal­te­ver­bots­zo­nen oder ohne Park­schein auf einem kos­ten­pflich­ti­gen Parkplatz über­nach­ten. Sonst könntest du am nächsten Tag mit einem Knöllchen an der Wind­schutz­schei­be aufwachen.
  • Vorsicht bei land­wirt­schaft­lich genutzten Flächen: Hin­ter­lässt du Rei­fen­spu­ren im Acker oder zerstörst Pflanzen, droht Ärger mit dem Bauern.

Du hast Alkohol getrunken? Dann schlafe lieber nicht auf dem Fahrersitz, während der Schlüssel steckt. Das könnte als Fahrversuch in betrunkenem Zustand gewertet werden, wenn dich die Polizei entdeckt.

Willst du an der Autobahn übernachten, solltest du dir auf dem Rastplatz oder Autohof einen Stellplatz suchen, der ausdrücklich für Pkw ausgeschildert ist. Denn Lkw-Stellplätze werden von Berufskraftfahrern benötigt, die ihre gesetzlichen Ruhezeiten einhalten müssen.

Urlaub im Auto: Hier ist Vorsicht geboten

Wer mit dem Auto verreist, nur jeweils einige Tage an einem Ort verbringt und das Geld für ein Hotelzimmer sparen möchte, kann doch stattdessen einfach im eigenen Wagen schlafen – oder?

Ganz so einfach ist es nicht: Mehrere Nächte hintereinander an derselben Stelle zu parken und dort im Auto zu schlafen, ist zwar gemäß StVO grundsätzlich auch nicht verboten. Es könnte aber sein, dass sich Anwohner davon gestört fühlen und die Polizei informieren.

Hinzu kommt, dass bei längeren Aufenthalten zwangsläufig irgendwann gegessen werden muss, Müll anfällt und Toilettengänge notwendig werden. Stehst du mit deinem Auto nicht auf einem Campingplatz, sondern mitten in einem Ort oder am Feldrand, ist dies kaum möglich, ohne unangenehm aufzufallen. Daher könnte es sein, dass du als Dauer-Autocamper bald Besuch von der Polizei oder dem Ordnungsamt bekommst.

Absolut tabu ist es, Müll in der Umgebung zu hinterlassen oder das nächste Gebüsch als Toilette zu benutzen. Dafür droht ein Bußgeld. Die Behörden können dir dann zudem untersagen, an dieser Stelle weiterhin zu übernachten. Wenn du hingegen nur für eine Nacht am Ort stehen bleibst, dich dabei den Anwohnern gegenüber rücksichtsvoll verhältst, keinen Müll hinterlässt und dein Auto nur dort abstellst, wo es erlaubt ist, ist dagegen rein rechtlich kaum etwas zu sagen.

Junges Paar schläft im Van unter einer Lichterkette im Freien
© iStock.com/Georgijevic

Auf Aus­lands­rei­sen: Wo du im Auto über­nach­ten darfst und wo nicht

Du planst eine Tour durch Europa und möchtest günstig übernachten? Möglichst im eigenen Auto und außerhalb von kostenpflichtigen Campingplätzen? Das ist nicht in allen Nachbarländern entspannt und problemlos möglich.Hier ein Überblick:

Relativ unproblematisch ist das Übernachten im Auto in Norwegen und Schweden: Wer dort an öffentlichen Orten eine Nacht im eigenen Wagen verbringt, muss aufgrund des sogenannten „Jedermannsrechts” in der Regel nicht mit Konsequenzen rechnen – vorausgesetzt, er stört niemanden.

In Dänemark dagegen ist es ausdrücklich verboten, außerhalb von Campingplätzen im Auto zu übernachten. Gleiches gilt für die Niederlande.

Auch zum Beispiel in Italien, Frankreich, Österreich und der Schweiz solltest du vorsichtig sein und lieber keine Tour mit Übernachtungen im Auto außerhalb von Campingplätzen planen. Das wird in diesen Ländern in der Regel nur ausnahmsweise und in Notsituationen geduldet – zum Beispiel, wenn du zu müde zum Weiterfahren warst und keinen Unfall riskieren wolltest.

Je nach Region können in diversen Ländern zudem unterschiedliche Vorschriften gelten und Genehmigungen erforderlich sein, über die du dich vor der Reise gezielt informieren solltest.

FAZIT
  • In Deutsch­land ist es grund­sätz­lich erlaubt, im Auto zu über­nach­ten – jeden­falls überall dort, wo man auch parken darf.
  • Du solltest aber nicht zu lange an derselben Stelle stehen. Fühlen sich Anwohner belästigt oder ver­ur­sachst du Müll und Schmutz, dürfen die Behörden dir das Über­nach­ten dort untersagen.
  • Urlaub mit Über­nach­tung im eigenen Auto bietet sich daher am ehesten an, wenn man vorhat, täglich weiterzureisen.
  • In vielen Ländern Europas sind Über­nach­tun­gen im Auto außerhalb von Cam­ping­plät­zen nicht gern gesehen und können zu Problemen führen.
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