
4. Dezember 2024, 15:48 Uhr
Fake oder Fakt? Gesetzliche Mindestprofiltiefe: Das gilt für Winter-, Sommer- und Allwetterreifen
Egal ob Sommer-, Winter- oder Ganzjahresreifen: Die gesetzliche Mindestprofiltiefe ist bei allen Arten von Reifen eine wichtige Voraussetzung dafür, dass dein Auto oder Motorrad verkehrssicher ist. Es liegt in deiner Verantwortung, regelmäßig zu überprüfen, ob deine Bereifung die Mindestwerte erfüllt. Ist das nicht der Fall, drohen bei einer Kontrolle ein Bußgeld und Punkte im Verkehrszentralregister in Flensburg. Besonders teuer wird es, wenn du mit abgefahrenen Reifen eine Verkehrsgefahr darstellst.
Gesetzliche Mindestprofile: Diese Werte solltest du kennen
Der Wert für die gesetzliche Mindestprofiltiefe bei Auto und Motorrad liegt in Deutschland bei 1,6 Millimetern – und zwar für Sommerreifen, Winterreifen und Allwetter- oder Ganzjahresreifen. Das legt § 36 Abs. 3 Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) fest.
Dort heißt es konkret: „Das Hauptprofil muss am ganzen Umfang eine Profiltiefe von mindestens 1,6 mm aufweisen; als Hauptprofil gelten dabei die breiten Profilrillen im mittleren Bereich der Lauffläche, der etwa 3/4 der Laufflächenbreite einnimmt.“ Das heißt: Ist das Profil auch nur an einer Stelle dieses Bereichs stärker abgefahren, wird ein Reifenwechsel fällig.
Experten vom TÜV empfehlen allerdings eine deutlich größere Mindestprofiltiefe als den gesetzlich vorgegebenen Grenzwert, um wirklich sicher unterwegs zu sein: 3 Millimeter bei Sommerreifen und 4 Millimeter bei Winter- und Ganzjahresreifen. Um kein Risiko einzugehen, solltest du vor allem in der Winterzeit lieber noch einmal zusätzlich überprüfen, ob du mit deiner Bereifung sicher auf Schnee und nassen Straßen unterwegs bist.
Welche Mindestprofiltiefe gilt für andere Fahrzeuge?
Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern gilt nicht nur für Pkw und Motorräder, sondern auch für andere Kraftfahrzeuge wie etwa Transporter oder Lkw sowie für Autos mit Anhängern. Für Lkw gilt aufgrund der höheren Beanspruchung der Reifen allerdings die Empfehlung, diese bereits bei einer deutlich höheren Profiltiefe zu wechseln:
- Ganzjahresreifen: bei einer verbleibenden Profiltiefe von 3 Millimetern
- Winterreifen: bei einer verbleibenden Profiltiefe von 6 bis 8 Millimetern
Für die Reifen von Kleinkrafträdern (Mopeds, Roller, E-Bikes oder leichte Motorräder bis 125 cm3 Hubraum) gilt eine gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1 Millimeter.
Diese Bußgelder drohen für zu stark abgefahrene Reifen
Unabhängig von den Empfehlungen drohen Bußgelder für eine zu geringe Profiltiefe aber erst, wenn du bei deinem Auto die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern nicht mehr einhältst.
Sobald das betreffende Fahrzeug in Betrieb genommen wird, muss der Halter des Fahrzeugs bei einer Straßenverkehrskontrolle stets mit einem Bußgeld und Punkten rechnen, weil er eine Fahrt mit zu stark abgefahrenen Reifen ermöglicht – auch wenn er selbst nicht am Steuer sitzt.
- Für den Fahrzeughalter wird ein Bußgeld in Höhe von 75 Euro fällig, hinzu kommt ein Punkt in Flensburg. Sitzt der Halter nicht am Steuer, so muss der Fahrer des Wagens ebenfalls ein Bußgeld in Höhe von 60 Euro zahlen und erhält einen Punkt in Flensburg.
- Wenn du andere gefährdest oder mit abgefahrenen Reifen gar einen Unfall verursachst, steigt das Bußgeld für dich als Fahrzeughalter auf 90 beziehungsweise 110 Euro. Sitzt du als Halter nicht selbst am Steuer, muss der Fahrer des Wagens 75 beziehungsweise 90 Euro zahlen und erhält einen Punkt in Flensburg.
- Liegt bei deinem Kleinkraftrad die Profiltiefe unter einem Millimeter, beträgt das Bußgeld für dich als Halter 35 Euro und 25 Euro für den Fahrer, wenn du selbst nicht mit dem Kleinkraftrad gefahren bist.
Unabhängig von der Profiltiefe solltest du den Zustand deiner Reifen regelmäßig überprüfen. Denn auch wenn das Profil noch im gesetzlichen Rahmen ist, kann es für ungeeignete oder schadhafte Bereifung ein Bußgeld geben.
Was gilt außerhalb von Deutschland für die Profiltiefe?
In vielen europäischen Ländern gilt für Autoreifen ähnlich wie in Deutschland eine gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern, so beispielsweise in Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, in der Schweiz und der Türkei – unabhängig von Sommer- oder Winterreifen.
Allerdings gibt es auch einige Länder, die eine unterschiedliche Mindestprofiltiefe bei Sommer- und Winterreifen fordern:
Land | Mindestprofiltiefe Sommerreifen | Mindestprofiltiefe Winterreifen |
Finnland | 1,6 mm | 3,0 mm |
Norwegen | 1,6 mm | 3,0 mm |
Österreich | 1,6 mm | 4,0 mm / 5,0 mm für Diagonalreifen |
Schweden | 1,6 mm | 3,0 mm |
Slowenien | 1,6 mm | 3,0 mm |
Tschechien | 1,6 mm | 4,0 mm |
Ukraine | 1,6 mm | 6,0 mm |
Dadurch gelten in Österreich beispielsweise alle Reifen, die ein Profil von weniger als 4 Millimetern aufweisen, als Sommerreifen.

Profiltiefe messen: So geht es mit einer 1-Euro-Münze
Um kein Bußgeld zu riskieren, aber auch deiner eigenen Sicherheit zuliebe, solltest du die Profiltiefe deiner Reifen regelmäßig messen. Am genauesten ist die digitale Messung in der Werkstatt. Mit einem Profiltiefenmesser, der für wenig Geld im Baumarkt oder Autozubehörgeschäft erhältlich ist, kannst du aber selbst auch relativ genau nachmessen.
Für eine grobe Einschätzung reicht sogar der sogenannte Münzentest aus:
- Stecke eine 1-Euro-Münze in die Vertiefung des Reifenprofils. Der goldene Rand der Münze ist genau 3 Millimeter breit.
- Verschwindet der Rand der Münze komplett im Reifenprofil, kannst du sicher sein, dass du die gesetzliche Mindestprofiltiefe einhältst – und darüber hinaus sogar der Expertenempfehlung folgst, zumindest bei Sommerreifen.
- Wenn der goldene Rand aber – ganz oder zum Teil – noch zu sehen ist, solltest du über einen baldigen Reifenwechsel nachdenken. Am besten lässt du in diesem Fall deinen Restprofilwert in einer Werkstatt exakt feststellen. Oder du legst dir selbst einen Profiltiefenmesser zu.
Tipp: Achte beim Überprüfen auch darauf, ob der Rand der Reifen möglicherweise stärker abgefahren ist als die Mitte – dies kann ein Hinweis darauf sein, dass der Luftdruck im Reifen zu niedrig ist.
Wann müssen Reifen spätestens ausgetauscht werden?
Auch wer wenig fährt und damit das Profil schont, sollte den Zustand seiner Reifen im Auge behalten – denn das Material wird mit der Zeit spröde, was beim Fahren ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Viele Autofahrer fragen sich: Wann sollte man Reifen spätestens austauschen? Eine gesetzliche Regelung hierzu gibt es bei Pkw nicht. Die von Experten empfohlene Zeitspanne liegt etwa zwischen vier und acht Jahren. Wichtig ist, die Reifen regelmäßig zu begutachten oder bei der Inspektion in der Werkstatt begutachten zu lassen.
FAQ
- Was ist die Mindestprofiltiefe?
Die Mindestprofiltiefe ist die gesetzlich vorgeschriebene minimale Rillenhöhe, die ein Reifen haben muss, um ausreichend fahr- und verkehrssicher zu sein. In Deutschland beträgt sie für Autos 1,6 Millimeter; empfohlen wird aber eine Profiltiefe von mindestens drei Millimetern.
- Wo wird die Mindestprofiltiefe gemessen?
Die Profiltiefe wird an den tiefsten Rillen des Reifens gemessen, üblicherweise im mittleren Bereich der Lauffläche.
- Wie misst man die Mindestprofiltiefe?
In der Werkstatt wird die Mindestprofiltiefe mit einem Profiltiefenmesser ermittelt, privat kannst du eine 1-Euro-Münze nutzen. Verschwindet der drei Millimeter breite, goldene Rand der Münze vollständig in der Reifenrille, erfüllt der Reifen sowohl die gesetzliche Mindestanforderung von 1,6 Millimetern als auch die empfohlene Tiefe von drei Millimetern.
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