Diese Strafen drohen bei Fahrerflucht © iStock.com/Berezko

12. Oktober 2022, 9:47 Uhr

Achtung, das wird teuer Diese Strafen drohen bei Fahrerflucht

Du hast ein Auto gestreift und gerätst in Panik – wenn du jetzt wegfährst, begehst du dann schon Fahrerflucht? Viele Autofahrer wissen gar nicht, wie sie sich in einer solchen Situation richtig verhalten sollten – und mit welchen Strafen sie rechnen müssen, wenn sie einfach weiterfahren. Was Fahrerflucht bedeutet und mit welchen Strafen Unfallflüchtige rechnen müssen, liest du hier.

Alle Informationen zur Verkehrsrechtsschutzversicherung von ADVOCARD

Zwischen Stau und Rushhour kommt es schnell zum Unfall. Wir helfen dir! >>

Was ist Fahrerflucht?

Als Fahrerflucht oder Unfallflucht wird umgangssprachlich das unerlaubte Entfernen vom Unfallort gemäß § 142 Strafgesetzbuch (StGB) bezeichnet. Auch wer „nur“ versehentlich ein parkendes Auto angefahren hat, das nun einen kleinen Kratzer oder eine Beule aufweist, ist verpflichtet, am Unfallort zu bleiben. Grundsätzlich musst du dort warten, bis der andere Fahrer auftaucht. Ansonsten besteht das Risiko, wegen Unfallflucht belangt zu werden.

Auto ange­fah­ren: Wie lange muss ich warten, um keine Fah­rer­flucht zu begehen?

Was als angemessene Wartezeit gilt, ist nicht explizit festgelegt und hängt auch von der Wahrscheinlichkeit ab, ob der oder die Geschädigte demnächst auftauchen wird. Nachts beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit eines baldigen Erscheinens eher gering. Liegt tagsüber hingegen ein aktueller Parkschein oder eine Parkscheibe im Auto, solltest du möglichst bis zum Ablauf der möglichen Parkzeit warten.

Wer in Eile ist, kann aber auch sofort die Polizei anrufen und den Unfall melden. Dann musst du zwar auch noch einen Moment warten, bis die Polizei am Unfallort eintrifft, aber es droht keine Anzeige wegen Unfallflucht.

Gut zu wissen: Es reicht nicht aus, wenn du lediglich deine Kontaktdaten auf einem Zettel an der Windschutzscheibe des beschädigten Fahrzeugs hinterlässt und dann weiterfährst. Denn dann besteht die Gefahr, dass der Zettel wegfliegt oder vom Regen nass und unleserlich wird.

Zettel mit Entschuldigung klemmt unter der Windschutzscheibe eines Autos.
© iStock.com/Ralf Geithe
INFO

Unfall ohne Schaden – trotzdem Fahrerflucht?

Auch wenn keine Schäden an anderen Fahrzeugen oder am eigenen Auto ersichtlich sind, solltest du im Falle eines Unfalls immer die Polizei verständigen. Hintergrund: Manche Schäden sind entweder nur schwer oder mit bloßem Auge gar nicht zu erkennen, können aber trotzdem schwerwiegend sein. Kurz gesagt: Es handelt sich – auch ohne ersichtlichen Schaden am Fahrzeug – um Fahrerflucht, wenn Unfallverursacher sich unerlaubt vom Unfallort entfernen.

Welche Strafe droht bei Fahrerflucht?

Bei Unfällen mit Fahrerflucht wird zur Beurteilung des Strafmaßes zwischen verschiedenen Schadensformen unterschieden. Die Skala reicht vom Bagatellschaden – also einem kleinen Sachschaden, der für relativ wenig Geld behoben werden kann – bis hin zum Personenschaden, wenn durch den Unfall jemand verletzt wird oder gar zu Tode kommt.

Ab einer Schadenshöhe von 1.300 Euro gilt ein Sachschaden in der Regel als „bedeutend“, was ein Gericht aber auch anders bewerten kann.Jedes Urteil ist auf die individuellen Umstände der Person und der Tat zugeschnitten:

  • Die Strafe richtet sich zum einen nach der Schwere der Schuld des Fahrers. Auch dessen wirt­schaft­li­che Ver­hält­nis­se ent­schei­den aber mit über das konkrete Strafmaß.
  • Unfall­flüch­ti­gen drohen bei bedeu­ten­den Schäden in der Regel Geld­stra­fen von bis zu 90 Tages­sät­zen, ein vor­über­ge­hen­des Fahr­ver­bot oder auch der dau­er­haf­te Entzug der Fahr­erlaub­nis.
  • Auch eine Frei­heits­stra­fe ist in besonders schweren Fällen möglich – dann etwa, wenn Personen verletzt oder getötet wurden und der Unfall­ver­ur­sa­cher dennoch wei­ter­ge­fah­ren ist.
  • Täter, die sich zum wie­der­hol­ten Male der Unfall­flucht schuldig gemacht haben, müssen ent­spre­chend mit höheren Strafen rechnen.

Wer nach einem Unfall Fahrerflucht begeht, riskiert außerdem Ärger mit seiner Kfz-Haftpflichtversicherung, denn die kommt in der Regel nur für Schäden auf, die auch vom Unfallverursacher selbst gemeldet werden.

INFO

Tier angefahren: Ist es Fahrerflucht, wenn ich weiterfahre?

Wenn du ein Wildtier angefahren hast, wirst du üblicherweise nicht dafür belangt, wenn du zunächst weitergefahren bist. Bei einem Unfall mit größeren Tieren musst du den Wildunfall bei der Polizei melden – sonst droht dir gegebenenfalls ein Verfahren wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Bei Haustieren ist der Fall etwas komplizierter. Zwar musst du hierbei in der Regel keine strafrechtlichen Konsequenzen wegen Unfallflucht fürchten, es ist jedoch dringend zu empfehlen, dass du anhältst. Warum, liest du in diesem Streitlotse-Ratgeber.

Reh schaut aus dem Wald. Im Hintergrund fährt ein Auto heran.
© iStock.com/Pascal-L-Marius

Häufige Fragen zum Thema Fahrerflucht

Wer muss Fahrerflucht beweisen? Die Beweispflicht liegt bei der Staatsanwaltschaft. Das kann vor allem dann wichtig werden, wenn du eventuell eine kleinere Kollision gar nicht bemerkt hast. Kommt es zu einer Anzeige, muss die Staatsanwaltschaft nachweisen, dass du den Unfall bemerkt und dich dennoch unerlaubt vom Unfallort entfernt hast.

Was passiert bei Fahrerflucht in der Probezeit? Hier handelt es sich um einen sogenannten A-Verstoß, ein schwerwiegendes Vergehen. Zum einen verlängert sich die Probezeit von zwei auf vier Jahre. Zum anderen müssen Unfallflüchtige an einem Aufbauseminar teilnehmen. Je nach Schwere des Unfalls können zudem weitere, auch strafrechtliche Konsequenzen drohen.

Fahrerflucht: Wann kommt der Brief? Das kommt auf die Bearbeitungszeit der Anzeige durch die Polizei an. Je nach Ablauf der Ermittlungen, Aufwand der Beweisauswertung und Umfang der vorliegenden Informationen dauert es für gewöhnlich ein paar Tage oder mehrere Wochen.

Wie lange ist der Führerschein wegen Fahrerflucht weg? Bei Bagatellschäden gibt es meist kein Fahrverbot. Je nach Schadenshöhe kann der Führerschein ansonsten für bis zu drei Monate weg sein (zeitlich begrenztes Fahrverbot) oder dauerhaft entzogen werden.

Verjährt Fahrerflucht irgendwann? Kann der Unfallverursacher auch fünf Jahre nach dem Unfall nicht ermittelt werden, verjährt der Vorwurf des unerlaubten Entfernens vom Unfallort.

FAZIT
  • Wer Fah­rer­flucht begeht, muss mit straf­recht­li­chen Kon­se­quen­zen rechnen. Wie hoch die Strafe ausfällt, hängt in der Regel von der Scha­dens­hö­he ab.
  • Bei Sach­schä­den drohen in der Regel Geld­stra­fen, Punkte in Flensburg sowie ein Fahr­ver­bot oder Entzug des Führerscheins.
  • Bei Per­so­nen­scha­den kommt für gewöhn­lich noch eine Freiheits- oder sogar Haft­stra­fe hinzu – je nach Strafmaß.
Artikel teilen

Bitte lesen Sie zu dem Inhalt auch unsere Rechtshinweise.

So einfach ist Rechtsschutz

Ein Rechtsstreit, ganz gleich in welchem Bereich, kommt oft unverhofft. Darum hat ADVOCARD mit dem 360°-Rechtsschutz einen besonders leistungsstarken Rundumschutz geschaffen.

Mehr erfahren

Mediation

Vertragen statt klagen: mit Mediation rechtliche Konflikte ohne Gerichts­ver­fahren lösen.

Strei­tatlas

Streit in Berlin? Zoff in München? Der interaktive Atlas zeigt, wo die deutschen Streithähne leben.

ADVOCARD-Service

Kompetente Beratung und professionelle Unterstützung rund um die Uhr.