Bild von oben, wie Menschen sich in der Kantine unterhalten © iStock.com/alvarez

13. Juli 2021, 13:52 Uhr

Durchatmen 5 häufige Konflikte am Arbeits­platz: Beispiele und Lösungen

Soziale Konflikte unter Kollegen können die Situation am Arbeitsplatz sehr belasten. Ein Kollege lästert, eine Kollegin fällt ständig krank aus, ein anderer spielt sich als heimlicher Chef auf: Wie sind solche Streitpunkte unter Kollegen arbeitsrechtlich zu bewerten und wie kann man sie lösen?

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1. Lästernde Kollegen vergiften das Arbeitsklima

Wenn Lästereien zum Normalzustand werden, ist das Arbeitsklima schnell vergiftet. Betroffene sollten offensiv gegensteuern: die lästernden Kollegen direkt ansprechen und darum bitten,  Alle Informationen zur Arbeitsrechtsschutz von ADVOCARDProbleme doch bitte offen im Team zu diskutieren. Reagieren die Lästerer mit Ausflüchten, kann das Thema auch – in sachlichem Tonfall – im nächsten Team-Meeting zur Sprache kommen, wenn alle anwesend sind. Dann können die Kollegen mit der bösen Zunge nicht behaupten, der Betroffene habe sie hinter ihrem Rücken beim Vorgesetzten angeschwärzt. Auch kann dieser die Situation nun nicht mehr ignorieren und muss handeln.

Die Grenzen zwischen Lästereien und Mobbing sind meist fließend – und spätestens hier kommen auch arbeitsrechtliche Belange ins Spiel. Tipps und Infos zum Thema Mobbing am Arbeitsplatz findest du hier.

2. Ein Kollege erweist sich als Bremsklotz

Die Deadline für das wichtige Projekt rückt immer näher, aber vom Kollegen, der dir zuarbeiten soll, kommt nicht viel – und wenn, dann nichts Brauchbares. Du ärgerst dich, weil der Kollege deiner Meinung nach entweder schlampig arbeitet oder seinen Job nicht beherrscht.

Sachlich zu bleiben, ist trotzdem die oberste Devise. Erster Schritt: das direkte Gespräch suchen. Liste dem Kollegen auf, an welchen Punkten es hakt und was sich an eurer Zusammenarbeit deiner Meinung nach ändern sollte. Erst die nächste Eskalationsstufe sollte es sein, den Vorgesetzten zu informieren. Am besten nach vorheriger Abstimmung mit dem Kollegen – denn du willst ja nicht petzen, sondern für alle die bestmögliche Lösung erreichen.

3. Über­las­tung durch ständig erkrankte Kollegen

Ein Kollege meldet sich häufig krank und du musst dann seine Aufgaben mit erledigen – und im Zweifel Überstunden machen. Aber musst du das wirklich? Nicht auf unbestimmte Dauer und erst recht nicht, wenn dabei deine Gesundheit auf dem Spiel steht. Dein Arbeitgeber muss dafür sorgen, dass du nicht durch andauernde Mehrarbeit überlastet wirst – das ist Teil seiner Fürsorgepflicht.

Betroffene sollten daher in die Offensive gehen und nicht jede Extra-Aufgabe schweigend erledigen. Notiere dir alle zusätzlich angefallenen Aufgaben und den zeitlichen Arbeitsaufwand und bitte den Vorgesetzten um eine Priorisierung. Er übernimmt so die Verantwortung dafür, welche Aufgaben vielleicht nicht rechtzeitig fertig werden und ob mehr Personal eingestellt werden muss. Dem Kollegen die Krankmeldungen übelzunehmen oder über die Gründe dafür zu spekulieren, ist dagegen verschwendete Energie – das ist eine Angelegenheit zwischen ihm und dem Arbeitgeber.

4. Rol­len­kon­flik­te unter Kollegen

Ein typischer Rollenkonflikt: Ein Teammitglied wurde befördert und ist seinen Kollegen plötzlich vorgesetzt. Das widerspricht manchmal den über Jahre gewachsenen sozialen Beziehungen oder gar Freundschaften innerhalb des Teams. Die Rollen müssen dann in Teilen neu definiert werden – und das ganz bewusst, zumindest für die Zeit im Büro.

Daneben gibt es auch Rollenkonflikte, die formal eigentlich gar keine sein dürften. Der Klassiker: Ein Kollege spielt sich als Chef auf und möchte vielleicht sogar die Arbeit nach seinen Vorstellungen umverteilen. Ist er nicht weisungsbefugt, solltest du gelassen bleiben und ihn an die Aufgaben erinnern, die dir der Vorgesetzte gegeben hat. Dominante Kollegen dürfen ab und an gern sachlich in ihre Schranken gewiesen werden.

5. Unfaire Behand­lung durch den Vorgesetzten

Bist du der Meinung, dass der Vorgesetzte bestimmte Kollegen bevorzugt und die lästigen Aufgaben immer dir überträgt? Das Problem lässt sich nur auf der Sachebene angehen. Selbstmitleid und vage Anschuldigungen wirken unprofessionell. Du solltest Fakten und Belege sammeln und dir überlegen, in welchen Punkten du dich unfair behandelt fühlst.

Im Gespräch mit dem Vorgesetzten kommt es dann darauf an, vorrangig auf eigene Leistungen und Erfolge hinzuweisen und nicht den Vergleich mit dem Kollegen anzuführen – auch wenn es schwerfällt. Gleichzeitig ist es wichtig, zu den betreffenden Kollegen weiter ein freundlich-professionelles Verhältnis zu pflegen.

Offensichtliche Ungleichbehandlung, etwa aufgrund deines Alters oder Geschlechts, musst du am Arbeitsplatz nicht hinnehmen. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) gibt Betroffenen eine Rechtsgrundlage, auf die sie sich berufen können. Arbeitgeber sind verpflichtet, eine entsprechende Beschwerdestelle im Unternehmen einzurichten oder zumindest einen Ansprechpartner zu benennen.

Keine Lösung in Sicht: Wann muss der Arbeit­ge­ber handeln?

Vorgesetzte müssen sich nicht gleich bei jeder kleinen Auseinandersetzung zwischen die Fronten werfen und den Schiedsrichter spielen. Bei länger schwelenden Konflikten im Team sollte der Arbeitgeber aber nicht wegschauen, sondern handeln – auch im eigenen Interesse. Denn sind alle nur noch mit Streiten beschäftigt, leidet die Arbeitsleistung darunter.

Eine schon recht drastische Lösung ist die Versetzung eines Mitarbeiters, wenn zwischenmenschliche Konflikte unlösbar erscheinen. Aber grundsätzlich darf der Arbeitgeber das im Rahmen seines Direktionsrechts tun und muss nicht restlos aufklären, wer den Streit begonnen hat – so entschied das Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern 2019 (AU 5 Sa 233/18). Bevor es soweit kommt, sollten aber andere Möglichkeiten der Konfliktlösung ausgeschöpft werden.

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