zwei Mädchen machen eine Kissenschlacht im Wohnzimmer Konstantin Yuganov, Fotolia

29. August 2019, 15:20 Uhr

Wenn Nachbarn zum Ärgernis werden Nach­bar­schafts­streit: In 6 Schritten zur fried­li­chen Lösung

Niemand streitet gern – aber manchmal scheint ein Konflikt am Gartenzaun oder mit anderen Mietparteien unlösbar zu sein. Damit der Nachbarschaftsstreit nicht eskaliert, sollten beide Seiten das Gespräch suchen und nicht sofort mit Polizei oder einer Klage drohen. Tipps, wie sich so mancher Streit friedlich schlichten lässt, geben wir hier.

Der Haussegen hängt schief? Wir rücken ihn für dich wieder gerade. >>

 

1. Infor­mie­ren: Was darf der Nachbar eigentlich?

Bei allen potenziellen Anlässen für Nachbarschaftsstreit ist es gut, im Bilde zu sein: Welches Verhalten muss ich – rein rechtlich – hinnehmen, und wo ist der Bogen überspannt? Informiert zu sein, hilft oft, einen kühlen Kopf zu bewahren. Und den brauchst du, damit dein Nachbarschaftsstreit nicht gleich eskaliert.

Dein Nachbar ist beispielsweise ständig zu laut? Damit stehst du nicht allein da: Lärmbelästigung ist in vielen Mietshäusern der Streit-Anlass Nummer eins. Ob laute Musik, bellende Hunde oder Kindergeschrei von nebenan: Auf unserer Themenseite kannst du dich über deine Rechte informieren.

2. Das Gespräch suchen – und dabei den richtigen Ton treffen

Sich still zu ärgern und zu hoffen, dass der Nachbar zur Einsicht kommt, ändert meist nichts. Du solltest ihn daher unbedingt auf sein Verhalten ansprechen und zum Ausdruck bringen, was dich daran stört.

Wichtig dabei: Bleibe ruhig, sachlich und freundlich und unterstelle dem Nachbarn nicht von vornherein böse Absichten. Mit Gedanken wie “Dieser rücksichtslose Trottel hält mich schon wieder vom Schlafen ab”, kann man sich wunderbar hochschaukeln – sollte man aber nicht.

Vielleicht war dem Nachbarn gar nicht klar, wie störend sein Verhalten ist. Statt mit Wut im Bauch zu klingeln und mit einer Klage zu drohen, solltest du daher versuchen, dich zu sammeln und dir einen neutralen Gesprächseinstieg zurechtzulegen: “Mir ist aufgefallen, dass … Das ist für mich leider ein Problem, weil … .”

 

3. Ver­stän­di­gung anstreben und neutrale Dritte hinzuziehen

Kommst du auf diesem Weg nicht weiter, solltest du trotzdem weiter auf Verständigung setzen. Ein neutraler Dritter, der zwischen den beiden Konfliktparteien vermittelt, kann ihnen dabei helfen, Verständnis füreinander zu entwickeln.

Denn oft stoßen einfach nur sehr verschiedene Lebenssituationen aufeinander. Beispiel: abends in einem Mehrfamilienhaus. Die Rentnerin hat gegessen und will es sich im Sessel bequem machen. Bei der Familie nebenan werden aber gerade drei Kinder bettfertig gemacht und im Badezimmer herrscht lautes Geschrei. Beide Seiten haben ihre Bedürfnisse – aber wie sind sie miteinander zu vereinbaren? Darüber kann man reden und vielleicht Kompromisse finden.

Nachbarschaftsstreit: In 6 Schritten zur friedlichen Lösung

Ist der Vermittler ein anderer Nachbar, solltest du allerdings darauf achten, dass diese Konstellation nicht zu Lagerbildung und verhärteten Fronten führt. Denn gerade in einem Mietshaus, wo alle auf engem Raum leben, besteht das Risiko, dass der Dritte doch nicht ganz so neutral ist und sich vielleicht ebenfalls schon mal über das Verhalten der einen oder anderen Konfliktpartei geärgert hat.

Daher kann es empfehlenswert sein, eine Person von außen als Vermittler hinzuzuziehen, zum Beispiel einen professionellen Mediator. Wie das funktioniert, erfährst du hier. 

 

4. Vermieter ein­schal­ten und Miet­min­de­rung ins Spiel bringen

Auch der Vermieter kann auf Nachfrage vermitteln – oder, um beim Beispiel Lärm zu bleiben, den Verursacher wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung ermahnen und ihm im Wiederholungsfall sogar kündigen.

Hält sich ein gemeinsamer Vermieter jedoch zurück oder hat schlicht keine Lust, sich in den Streit einzumischen, solltest du im nächsten Schritt ankündigen, dass du wegen des Lärms darüber nachdenkst, die Miete zu mindern. Vielleicht hilft das dem Vermieter doch noch auf die Sprünge und er kümmert sich.

Wichtig: Bei einer Mietminderung sind bestimmte Spielregeln zu beachten. Unter anderem darfst du die Miete nicht zu stark mindern – sonst droht dir vielleicht selbst die Kündigung.

 

5. Im akuten Stress-Fall: Ord­nungs­amt oder Polizei – aber mit Augenmaß

Vielleicht hast du dich auch schon mal so sehr über das Verhalten eines Nachbarn geärgert, dass du die Polizei rufen oder ihn dem Ordnungsamt melden wolltest. Diese Möglichkeiten stehen dir im akuten Fall natürlich offen – um etwa eine unerträgliche Lärm- oder sonstige Belästigung abzustellen, wenn der Nachbar nicht auf dein Klingeln reagiert.

Allerdings befinden wir uns hier auf der Eskalations-Skala schon relativ weit oben. Wenn es nicht gerade “brennt”, sollten zuerst alle anderen bisher genannten Möglichkeiten der Einigung ausgeschöpft sein – zumindest wenn dir auch weiterhin an einem guten nachbarschaftlichen Verhältnis gelegen ist. Also: Durchatmen und Schritt 1 bis 4 noch mal überdenken.

 

6. Nach­bar­schafts­streit vor Gericht klären

Gespräche haben nichts genützt und der Vermittler hat die Akte wegen mangelnder Einigungsfähigkeit resigniert zugeklappt? Manchmal lässt sich ein schwelender Nachbarschaftsstreit dann tatsächlich nur noch gerichtlich klären – nicht zuletzt, damit die Rechtslage eindeutig benannt ist und somit eine Chance besteht, dass im Mietshaus oder am Gartenzaun wieder Ruhe einkehrt. Gut, wenn man in einem solchen Fall abgesichert ist.

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