Hühner im Garten halten: Was ist erlaubt und was muss man beachten? © fotolia.com/WDnet Studio

6. April 2022, 11:45 Uhr

Darf ich eigentlich? Hühner im Garten halten: Was ist erlaubt und was muss man beachten?

Hahn und Henne zählen als Kleintiere. Daher ist die Hühnerhaltung grundsätzlich auch in Wohngebieten erlaubt – solange sie weder die Nachbarn stört noch gegebenenfalls die Mietsache beschädigt. Wer privat Hühner im Garten halten will, muss allerdings noch eine ganze Menge andere Regelungen beachten.

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Darf man Hühner im Garten halten?

Ja, das ist erlaubt, und zwar nicht nur auf dem Land, sondern auch in städtischen Wohngebieten. Das gilt sowohl für die Haltung auf eigenem Grund und Boden als auch für gemietete Objekte. Der Grund: Das Mietrecht stuft Hühner als Kleintiere ein. Damit werden sie behandelt wie beispielsweise Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde oder Katzen.

Ein Freifahrtschein ist das aber nicht: Bevor du dich für das Halten von Hühnern im Garten entscheidest, solltest du prüfen, ob dem etwaige Beschlüsse und Vereinbarungen der Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) beziehungsweise Passagen im Mietvertrag entgegenstehen. Schließlich dürfen deine Pläne den vertragsmäßigen Gebrauch der Immobilie nicht verletzen.

Möchtest du Hühner im Garten halten, brauchst du dafür laut Baunutzungsverordnung (BauNVO) zwar keine besondere Genehmigung. Allerdings heißt es in der Vorschrift: „In einem Wohngebiet ist die Zulassung von Anlagen der Kleintierhaltung nur zulässig, soweit die Kleintierhaltung den Rahmen der für eine Wohnnutzung typischen Freizeitbetätigung nicht sprengt und auch nicht der Eigenart des Gebiets widerspricht.“

Das ist recht unkonkret formuliert und sorgt daher immer wieder für Streit zwischen Anwohnern. Denn fühlen sich Nachbarn durch die Hühner belästigt, können sie gegen die Haltung der Vögel gerichtlich vorgehen. Meist geht es dabei um Gackern und Krähen der Tiere oder um Gerüche, die als störend empfunden werden. Wie ein Verfahren ausgeht, hängt überwiegend vom Einzelfall ab.

Eine Frau füttert Hühner in ihrem Garten.
© iStock.com/ebstock

Damit es erst gar nicht zu Ärger kommt, solltest du die örtlichen Regeln zum Halten von Hühnern im Wohngebiet beachten. Außerdem ist es sinnvoll, deine Nachbarschaft von deinem Vorhaben zu informieren. Spürst du deutlichen Widerstand, den auch die Aussicht auf kostenlose Frühstückseier nicht brechen kann, solltest du dein Projekt nochmal überdenken.

Hühner art­ge­recht halten

Bevor du dir einige Tiere zulegst, musst du sicherstellen, dass du sie artgerecht halten kannst. Die Mindestanforderungen dazu stehen in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutzV). Sie beziehen sich allerdings auf die gewerbliche Nutzung. Im privaten Bereich sollten die Vögel deutlich mehr Freiraum bekommen. Ist der vorhanden, kannst du Hühner nicht nur im Garten halten, sondern sogar auf dem Balkon oder der Dachterrasse. Wie viel Platz sinnvoll ist, erfährst du beim Veterinäramt, in einer tierärztlichen Praxis oder vom Kleintierzuchtverein vor Ort. In der Regel sollten es gut zehn Quadratmeter pro Huhn oder Hahn sein.

Das führt zu folgender Frage: Wie viele Hühner darf man privat halten? Da die Vögel Herdentiere sind, solltest du dir mindestens drei bis fünf anschaffen. Problemlos möglich sind bis zu 20 Exemplare – bei ausreichendem Platzangebot. Aber da auch hier unterschiedliche Regeln gelten, kommt es auf die Bestimmungen an deinem Wohnort an. Übrigens: Während ein Hahn bei größeren Herden für sozialen Frieden sorgt, erzeugt er in kleineren Gruppen Stress unter den Hühnern. Daher solltest du einen Hahn erst ab einer Anzahl von sechs oder etwas mehr weiblichen Tieren dazugesellen.

INFO

Hühner halten im Wohngebiet – das führt häufig wegen Lärms zu Streit mit Anwohnern. Das kann am andauernden Gackern der Hühner liegen. Aber in den meisten Fällen geht es um das Krähen der Hähne. Aus dem Grund gibt es mittlerweile zahlreiche Urteile, die die Lautäußerung nur zu bestimmten Tageszeiten erlauben. Doch daran halten sich die Tiere natürlich nicht. Daher ist es sinnvoll, die Unterkünfte der Hühner möglichst schalldicht zu bauen und mit Zeitschaltuhren oder Türsensoren auszustatten, die den Ausgang regulieren. Idealerweise ist ein Hahn zwischen 19 Uhr und acht Uhr nicht in der Nachbarschaft zu hören.

Zur artgerechten Haltung gehört auch, dass die Hühner einen Rückzugsort (zum Schlafen und Eierlegen) haben, der sie vor Gefahren (z. B. Fuchs) und Wettereinflüssen schützt. Ein fester Stall bietet dafür die besten Voraussetzungen, muss jedoch den Vorgaben des öffentlichen Baurechts in deinem Bundesland genügen. Für mobile Unterkünfte hingegen gelten keine diesbezüglichen Vorschriften.

Tipp: Hühner bekommst du am besten bei einem Geflügelzuchtverein. Für gewöhnlich bezahlst du pro Huhn etwa zehn Euro. Tiere besonderer Rassen kosten gegebenenfalls deutlich mehr.

Muss man Hühner anmelden?

Hühner zu halten ist ohne Genehmigung möglich, nicht aber ohne Anmeldung bei diversen Institutionen. Noch bevor das erste Huhn in deinem Garten gackert, bist du verpflichtet, dein Vorhaben beim zuständigen Veterinäramt sowie bei der Tierseuchenkasse registrieren zu lassen.

Vor allem, weil auch sogenanntes „Hobbygeflügel” einer Impfpflicht unterliegt und regelmäßig gegen die Newcastle-Krankheit immunisiert werden muss. Am besten fragst du beim Veterinäramt nach, ob das bei deiner Herde ein Tierarzt übernimmt, oder ob du deinen Tieren selbst ein Mittel gibst, das ins Trinkwasser gemischt wird.

Ein krähender Hahn.
© iStock.com/Freder

Wichtig: Sterben an einem Tag mindestens drei Hühner, musst du einen Veterinär darüber informieren. Das gilt für Herden mit weniger als 100 Tieren und soll klären, ob die Vogelgrippe ausgebrochen ist. Allerdings bestehen dazu örtlich unterschiedliche Bestimmungen, die du bei deinem Veterinäramt oder deiner Gemeinde- beziehungsweise Stadtverwaltung erfragen kannst. Ähnlich sieht es mit der Hühner-Salmonellen-Verordnung aus, die in der Regel nur größere Herden betrifft, aber je nach Standort auch Kleintierhalter zu einer entsprechenden Impfung ihrer Hühner verpflichtet.

Für die Registrierung fallen eventuell Kosten an. Ob und in welcher Höhe ist ebenfalls regional unterschiedlich. In der Regel ist der finanzielle Aufwand aber sehr gering. Im Gegenzug zur Anmeldung bekommst du unter Umständen Geld, wenn deine Tiere wegen einer Geflügelseuche sterben oder getötet werden müssen. Lässt du deine Hühner im Garten jedoch nicht behördlich erfassen, droht dir beim Ausbruch einer ansteckenden Krankheit ein Bußgeld.

FAZIT
  • Das private Halten von Hühnern im Garten, auf Dach­ter­ras­sen oder Balkonen ist auch in Wohn­ge­bie­ten ohne Geneh­mi­gung erlaubt.
  • Wichtig ist stets die art­ge­rech­te Haltung der Tiere.
  • Feste Ställe müssen den Vorgaben des örtlichen Baurechts entsprechen.
  • Auch für „Hob­by­ge­flü­gel” besteht eine Melde- und Impfpflicht.
  • Wer gegen diese Auflage verstößt, muss mit einem Bußgeld rechnen.
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