Zweikampfverhalten e.V. Jugendliche Thies Jonas, achtung!

20. Mai 2014, 12:11 Uhr

Gewaltfrei ist das neue Cool Wie Jugend­li­che mit Zwei­kampf­ver­hal­ten Konflikte lösen

Eric und Arwin, zwei junge Männer aus einem Problemstadtteil in Hamburg, sind auf dem Weg zu einem wichtigen Spiel ihrer Fußballmannschaft. Wie immer nehmen sie die U-Bahn. Auf dem Bahnsteig sprechen sie über das bevorstehende Spiel. Da fährt die U-Bahn ein. Eric und Arwin warten, bis die Fahrgäste ausgestiegen sind. Plötzlich drängeln sich zwei Typen an ihnen vorbei und schubsen Arwin beiseite – eine klare Provokation! Streit ist praktisch vorprogrammiert.

Doch Streit muss nicht immer gleich eskalieren – Ihr gutes Recht bekommen Sie hier!

Grundlage für Zwei­kampf­ver­hal­ten: cool bleiben

Normalerweise würde jetzt genau das passieren, worauf es die beiden Drängler abgesehen haben: Streit, Drohungen, Prügelei. Doch die Drängler wissen nicht, mit wem sie es zu tun haben: Eric und Arwin sind Tutoren im Verein Zweikampfverhalten.

Zweikampfverhalten existiert seit 2008. Der Verein trainiert mit Kindern und Jugendlichen Konfliktvermeidung – mithilfe von Coolnesstrainings. „Fair im Sport, cool im Alltag“ ist das Motto des Vereins. Das Konzept: die Kombination von Coolnesstraining und Teamsport, z. B. Fußball oder Basketball. Im Sport wird das Geübte angewendet – und von dort in den Alltag übertragen. Ein Konzept, das bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist, unter anderem beim Integrationspreis 2013 des Deutschen Fußballbundes.

Von Zwei­kampf­ver­hal­ten wissen Eric und Arwin, dass sie jetzt cool bleiben müssen.

„Wir lassen euch gern den Vortritt, schließlich habt ihr es ja viel eiliger als wir“, sagt Arwin mit Humor. Die Drängler wenden sich ab – hier werden sie keinen Streit vom Zaun brechen können. Eric und Arwin setzen ihren Weg unbehelligt fort. Nicht immer haben Eric und Arwin so gelassen reagiert. Auch sie haben sich früher immer wieder mit anderen angelegt. Bei Zweikampfverhalten haben sie durch die enge Verbindung von Coolnesstraining und Sport erlebt, dass sie durch Gelassenheit mehr erreichen können – die konkrete Erfahrung im Sport half ihnen, auch in alltäglichen brenzligen Situationen cool zu bleiben. Heute sind sie Vorbild für schwierige Jugendliche, denen sie ihr Wissen weitergeben und denen sie Wege zeigen, ohne größeren Ärger durchs Leben zu kommen.

Humor einsetzen

Ein Weg ist das Verwirren des Gegenübers durch humorvolles Ablenken. „Wenn wir direkt auf die beiden zugehen, würden sich die Emotionen hochschaukeln und es käme zu Handgreiflichkeiten“, erläutert Arwin. „Bei Zweikampfverhalten wissen wir, dass Abstand halten besser ist“, sagt Eric. Aber Humor funktioniert natürlich nicht in jeder Situation.

Eine ruhige Minute abwarten

Kaum haben Eric und Arwin den Konflikt in der U-Bahn gemeistert, steht Eric vor dem nächsten: Auf dem Platz angekommen, erfährt er, dass der Trainer ihn nicht einsetzen will – er soll erst mal auf die Ersatzbank. Eric will auf den Trainer losgehen und ihn anschreien. In diesem Moment wirkt das Coolnesstraining von Zweikampfverhalten. Jetzt, in der konkreten Situation, zahlt es sich aus, schon in Hunderten von „Trockenübungen“ trainiert zu haben, wie man cool bleibt. Dadurch hat Eric eine Handlungsalternative: Statt aggressiv zu werden, wird er ganz ruhig, atmet tief durch und hält sich zurück. Er feuert seine Mitspieler sogar noch an und klopft ihnen auf die Schulter. Er nimmt sich vor, den Trainer in einer ruhigen Minute nach dem Spiel anzusprechen und zu fragen, warum er nicht von Beginn an spielen durfte. „So gebe ich dem Trainer die Chance, seine Entscheidung in Ruhe zu begründen. Ich kann ihm in dem Gespräch dann auch sagen, dass ich mich als Stammspieler sehe.“

Einfach mal weghören

Anpfiff – und schon wieder droht Ärger: Arwin trifft auf einen Gegenspieler, der ihm auf die Pelle rückt. Immer wieder beleidigt er Arwin außerhalb der Hörweite des Schiedsrichters. Früher wäre Arwin in so einer Situation ausgeflippt und hätte eine rote Karte riskiert. Dank Zweikampfverhalten reagiert er jetzt souverän. Er lässt sich nicht provozieren. Und hört einfach weg – die Worte gehen da rein, da raus. Ergebnis: Der Gegner lässt von Arwin ab und die Situation endet ohne Konflikt.

Cool kommt weiter

Arwin erklärt: „Ich lasse ihn einfach ins Leere laufen. Ich bleibe cool. Das ist es, was wir Jugendlichen bei Zweikampfverhalten beibringen. So kommt man im Leben einfach besser zurecht.“ Eine Haltung, die bei Zweikampfverhalten intensiv trainiert wird und vielen Jugendlichen neue Chancen jenseits von Streit und Ärger eröffnet.

Eric und Arwin, zwei junge Männer aus einem Problemstadtteil in Hamburg. Beide waren Schüler mit herausforderndem Verhalten. Als Tutor von Zweikampfverhalten berichten sie also aus eigener Erfahrung und erreichen schwierige Jugendliche oft besser als die studierten Sozialpädagogen. Sie verstehen einfach, wie die Jugendlichen „ticken“. Das macht sie so authentisch. Auch als Vorbild eignen sie sich besser als andere. Denn beide hatten Probleme, die sie abgeschüttelt haben: Eric hat das Abitur geschafft und ist heute Trainer in der FC St. Pauli Fußballschule sowie angehender Student der Sozialen Arbeit, Arwin studiert Maschinenbau. Die Arbeit von Zweikampfverhalten hat ihnen diese Möglichkeiten eröffnet – vom Coolnesstraining über den Sport bis in den Alltag.

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