
18. Mai 2018, 11:34 Uhr
Durchatmen Gehaltserhöhung verhandeln: So kannst du vorgehen
Du bist schon einige Zeit im Unternehmen und möchtest nun mit deinem Chef über eine Gehaltserhöhung verhandeln? Das solltest du in bestimmten Abständen sogar. Wann Arbeitnehmer eine Gehaltserhöhung fordern können, wie du in die Gehaltsverhandlung mit deinem Vorgesetzten gehst und welche Fehler dabei zu vermeiden sind, erfährst du hier.
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Gehaltserhöhung fordern: Deine Rechte als Arbeitnehmer
Gibt es einen automatischen Anspruch auf eine Gehaltserhöhung? Das ist leider nur dann der Fall, wenn dein Gehalt an einen Tarifvertrag gebunden ist, der regelmäßige Höherstufungen vorsieht. In seltenen Fällen legt auch der Arbeitsvertrag eine entsprechende Regelung fest. Für alle anderen Arbeitnehmer gilt: Wer mehr Geld möchte, muss mit dem Vorgesetzten darüber verhandeln – und das aus eigener Initiative und mit möglichst überzeugenden Argumenten. Denn der Arbeitgeber ist ohne vertragliche Regelung nicht verpflichtet, einem Angestellten mehr zu zahlen. Dabei ist es egal, wie lange du schon im Unternehmen arbeitest und wie gut deine Leistungen sind.
Eine Ausnahme kann sich in Bezug auf deinen Anspruch auf eine Gehaltserhöhung nur ergeben, wenn ein Kollege oder eine Kollegin mit ähnlichen Aufgaben eine Gehaltserhöhung erhält, während dein Chef dich dabei willkürlich übergeht. Arbeitnehmer haben seit Juli 2017 unter bestimmten Bedingungen gemäß § 10 Entgelttransparenzgesetz (EntgTranspG) ein Recht auf Auskunft, wenn sie sich nach der durchschnittlichen Entlohnung von Kollegen in gleicher Position erkundigen.
©Janina Dierks/Fotolia
Der richtige Zeitpunkt für die Gehaltsverhandlung
Wenn du eine Gehaltserhöhung fordern möchtest, gibt es dafür besonders günstige Zeitpunkte. Ein klassischer Anlass für eine Gehaltsverhandlung ist eine Beförderung. Übernimmst du mehr Verantwortung oder anspruchsvollere Tätigkeiten, kannst du guten Gewissens das Gespräch mit deinem Chef suchen und über mehr Geld sprechen. Weitere günstige Anlässe sind die Entfristung eines Arbeitsvertrags oder auch das jährliche Mitarbeitergespräch.
Direkt nach der überstandenen Probezeit solltest du keine Gehaltserhöhung fordern, wohl aber das Gespräch mit deinem Vorgesetzten dazu nutzen, Ziele für die nahe Zukunft abzustecken. Dabei könnt ihr vereinbaren, dass ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt, etwa in einem Jahr, auch noch einmal über dein Gehalt sprecht.
Grundsätzlich solltest du das Thema Gehaltserhöhung in regelmäßigen Abständen ansprechen, etwa alle eineinhalb bis zwei Jahre. Damit zeigst du, dass du ambitioniert bist und deinen Marktwert kennst – und nicht zuletzt bedeutet eine Gehaltserhöhung ganz einfach auch eine Anpassung an die Inflation und die steigenden Lebenshaltungskosten.
Fingerspitzengefühl ist natürlich gefragt: Geht es der Firma gerade wirtschaftlich nicht so gut oder stehen sogar Entlassungen an, ist kein guter Zeitpunkt für eine Gehaltsverhandlung.
Gehaltserhöhung verhandeln: Die richtige Vorbereitung
Vor der Gehaltsverhandlung solltest du dir eine Strategie zurechtlegen. Dazu gehört:
- Du notierst dir deine Erfolge der letzten Zeit und die positiven Folgen für das Unternehmen – etwa ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt, das zu Folgeaufträgen geführt hat.
- Auch eine Fortbildung, die der Firma neues Wissen bringt oder Arbeitsabläufe verbessert, erhöht deinen Wert.
- Informiere dich möglichst detailliert über die branchenüblichen Gehälter und überlege dir eine konkrete Zahl, wenn du deinen Gehaltswunsch nennst. Realistisch sind bis zu 10 Prozent mehr als bisher, bei der Übernahme von Führungsaufgaben auch bis zu 15 Prozent. Das solltest du anhand deines bisherigen Gehalts genau ausrechnen und mit dieser Zahl in die Gehaltsverhandlung gehen. So zeigst du deinem Chef, dass du informiert bist und deinen Marktwert kennst.
Gehaltsverhandlung führen: Strategie für das Gespräch mit dem Chef
Es ist soweit: Dein Chef sitzt dir im Vier-Augen-Gespräch gegenüber. Du solltest nun nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, sondern zu Beginn des Gesprächs deine Projekte und Aufgaben der vergangenen Monate ansprechen und den Chef um eine Leistungseinschätzung bitten. Anschließend sollten deine eigenen Ziele und Perspektiven im Unternehmen zur Sprache kommen. Daran anknüpfend kannst du das Thema Gehaltserhöhung ansprechen. Nenne zuerst die Argumente, die du dir zurechtgelegt hast, und erst zum Schluss die konkrete Zahl.
Vermutlich wird nicht alles ganz glatt laufen: Du solltest mit Einwänden deines Chefs rechnen und sachlich kontern können. Bleibe freundlich und professionell und werde nicht persönlich. Lässt sich der Vorgesetzte gar nicht überzeugen, dann kündige höflich an, dass du in etwa einem Jahr erneut das Gespräch mit ihm suchen wirst.
Gibt er dir hingegen eine Zusage, dann solltet ihr das gleich schriftlich festhalten. Alternativ kannst du dem Chef nach dem Gespräch eine E-Mail schicken, in der du das Besprochene – inklusive Zahlen – protokolliert hast.
Fehler bei der Gehaltsverhandlung: So lieber nicht!
Wenn Arbeitnehmer über eine Gehaltserhöhung verhandeln möchten, müssen Argumente im Vordergrund stehen, die sich auf die konkrete Arbeitsleistung und ihren steigenden Wert für das Unternehmen beziehen. Mit dem Verweis auf private Geldsorgen oder steigende Kosten in die Gehaltsverhandlung zu gehen, verspricht wenig Erfolg.
Auch die vermeintlich geringere Leistung von Kollegen ist im Gespräch mit dem Chef tabu: Solche Vergleiche und Lästereien wirken alles andere als professionell. Ohne konkrete Hinweise auf eine willkürliche finanzielle Benachteiligung ist auch das Gehalt der Kollegen kein Thema für die Verhandlung mit dem Vorgesetzten.
Weitere große Fehler in der Gehaltsverhandlung sind Selbstüberschätzung oder mangelnde Information. Wenn du auf die Frage nach deinem konkreten Gehaltswunsch nur vage oder völlig überzogene Angaben machst, sinken deine Chancen gegen Null.
Mögliche Alternativen zur Gehaltserhöhung
Der Chef will oder kann keine Gehaltserhöhung anbieten und verweist auf ein klammes Budget? Es gibt Alternativen, die vielleicht kein sofortiges Plus auf dem Gehaltszettel bringen, aber trotzdem – beruflich wie auch privat – nützlich sind sowie Zeit und Geld sparen können. Zum Beispiel:
- die Nutzung eines Firmenwagens, ein Benzinkostenzuschuss oder ein Fahrtkostenzuschuss für öffentliche Verkehrsmittel
- die Möglichkeit, an bestimmten Tagen von zu Hause aus zu arbeiten (Home Office)
- Weiterbildungen oder Kurse zur Gesundheitsvorsorge auf Firmenkosten
- Übernahme von Kinderbetreuungskosten
- Unternehmensaktien
Wichtig: Hierbei handelt es sich um geldwerte Vorteile, die in der Regel versteuert werden müssen.
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