Streitlotse-Streitatlas: psychologische Beratung Photographee.eu , Fotolia

27. November 2015, 16:03 Uhr

Was tun bei Stress? Wie Stress entsteht und wie psy­cho­lo­gi­sche Beratung ihn verringert

Es gibt Menschen, die bringt nichts aus der Fassung. Andere wiederum fühlen sich bereits bei Kleinigkeiten unter Druck gesetzt. Sie sind empfindlicher, weniger belastbar und können Stress einfach nicht gut händeln. Doch woher kommt dieses Gefühl, gestresst und wütend zu sein? Psychologische Beratung kann dabei helfen, die eigenen Empfindungen besser kennenzulernen. Dr. Christa Schäfer ist Expertin für Mediation und beschäftigt sich intensiv mit Konfliktmanagement und Stressbewältigung. Ob als Supervisorin im pädagogischen Umfeld oder als Moderatorin bei Workshops und Seminaren, Dr. Christa Schäfer weiß, woher Stress kommt und was dabei im Körper passiert.

Streitlotse: In der psychologischen Beratung helfen Sie Menschen, mit Stress besser umzugehen. Sind uns Stress und Streit in die Wiege gelegt?

Dr. Christa Schäfer: Streit ist erlernt und nicht genetisch vorprogrammiert. Ängste, Wut und Stress sind keine angeborenen Emotionen, sondern ein Produkt von Erfahrungen. Diese werden bereits im Mutterleib gesammelt, wo neuronale Verknüpfungen entstehen. Eine wesentliche Urerfahrung ist die starke Verbundenheit zur Mutter. Während zunächst der Herzschlag und das Stillen ein Gefühl der Geborgenheit geben, erfüllen später das An-die-Hand-Nehmen und liebevolle Worte den gleichen Zweck. Das Kind entwickelt sozusagen eine Grunderwartung an die Welt, in der jemand da ist, bei dem es sich sicher und geborgen fühlt – wie im Bauch der Mutter. Doch schon bei der Geburt macht das Kind seine erste Erfahrung mit Stress. Es wird aus seiner gewohnten Umgebung herausgerissen und muss sich den neuen Bedingungen anpassen. Erst durch die wieder zugeführte Nähe zur Mutter – die sich erst einmal auch anders anfühlt und anhört – kehrt die bekannte Geborgenheit zurück. Das Neugeborene hat gelernt, dass bei stressigen Situationen jemand da ist, auf den es vertrauen kann und der es vor Unbekanntem schützt.

Streitlotse: Was passiert, wenn sich der Mensch unter Druck gesetzt fühlt?

Dr. Christa Schäfer: Bei psychischem Druck entsteht im ganzen Körper eine negative Anspannung. Diese kann sich in Angst, Wut oder Hilflosigkeit äußern. Eine Untersuchung des Gehirns hat ergeben, dass dann dieselben Regionen betroffen sind, die auch bei körperlichem Schmerz aktiv sind. Ist ein Mensch ständig negativen Gefühlen ausgesetzt, sucht er sich eine Ersatzbefriedigung. Dadurch bekommt das Gehirn die Möglichkeit, sich zu beruhigen und der Schmerz klingt ab. Hitzige Diskussionen, fliegende Fäuste oder aber Zwangsstörungen sind ein Ventil, wenn die Anspannung zu groß wird. Eine psychologische Beratung oder ein Coaching kann da von Vorteil sein und einen Ausgleich schaffen.

Streitlotse: Ist Stress immer schlecht?

Dr. Christa Schäfer: Nicht grundsätzlich. Der Mensch erlebt immer wieder Momente, in denen er unsicher ist. Fühlt er sich in einer Situation missverstanden, verletzt oder weiß sich nicht anders zu helfen, kommt es zu negativem Stress. Er kann nicht mehr klar denken und die Gehirnregionen, in denen evolutionsbedingt Angst und Ohnmacht verortet sind, werden aktiviert. Kann er die Situation hingegen mithilfe eigener Erfahrungen kontrollieren, spricht man von positivem Stress. Er stellt sich der Herausforderung. Stress ist also nicht immer etwas Schlechtes. Er animiert den Körper, über seinen Schatten zu springen und Höchstleistung zu geben. Wechseln sich stressige und entspannte Phasen ab, können Körper und Geist mit dem Ärger gut umgehen. Darauf kann man sich auch vorbereiten: In einer psychologischen Beratung lernen Betroffene, für sich einen Ausgleich zu finden und mit dem Auf und Ab umzugehen.

Streitlotse: Wie kann das Stressempfinden durch psychologische Beratung verringert werden?

Dr. Christa Schäfer: Neigt ein Mensch dazu, häufig in Stresssituationen zu geraten, steigt auch sein Streitpotenzial. Eine psychologische Beratung kann die Umstände, die für den Stress verantwortlich sind natürlich nicht beeinflussen – wie etwa eine große Belastung im Job oder Streit mit dem Partner. Aber durch eine psychologische Beratung können Betroffene lernen, die Auslöser möglichst früh zu erkennen und darauf zu reagieren. Mithilfe von kognitiven Methoden und mentalem Training werden gelernte Verhaltensmuster umgelenkt. Ebenso ist es beim Streit. In der Paarberatung werden zum Beispiel neue kommunikative Ansätze für Problemlösungen gesucht. Einem Choleriker, der häufig aus der Haut fährt beispielweise wird angeraten, diesen Energieüberschuss mit Sport auszugleichen. Die psychologische Beratung findet für Stress von Fall zu Fall jeweils eine passende Ersatzbefriedigung.

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